In einen der Satsangs von meinem Meister, Swami Niranjanananda in Munger, sagte er mal: „Nenne mir Deine Verlangen und ich sage Dir wer Du bist“. Ich habe mich früher viel mit meinen Verlangen auseinandergesetzt, um zu erkennen, was mein Geist will und wie durch mein Verlangen mein Denken und Handeln manipuliert wird. Ich glaube jeder macht die Erfahrung. Wir sehen etwas, ein Gegenstand z.B. der uns suggeriert unser Leben auf eine Art leichter zu machen. Wir entwickeln ein Verlangen und unsere Gedanken wandeln sich in welche , die rechtfertigen, dass wir diesen Gegenstand brauchen. Der Geist lässt nicht locker, bis wir diesen Gegenstand besitzen. Und dann, wenn wir ihn haben, bemerken wir oft, dass wir ihn doch nicht so dringend brauchten, wie unser Verlangen suggeriert hat. Aber das wird uns gar nicht erst bewusst, weil wir schon dem nächsten Verlangen hinterherlaufen.
So führen wir ständig Handlungen aus, die durch unser Verlangen angeleitet werden. Im Verlangen liegt eine starke Kraft und oft sind wir uns dieser Kraft nicht bewusst. Verlangen sind tückisch, sie können uns irreleiten. Aber wenn wir keinem Verlangen nachgeben, dann werden wir auch nicht glücklich.
Wie stark ich von Verlangen beeinflusst bin, erkenne ich schnell, wenn ich in einen Ashram, wie die Bihar School of Yoga oder nach Rocklyn Ashram gehe. Das Leben im Ashram ist schlicht. Auf jeden Luxus wird verzichtet. Es sind die Verlangen, die es mir schwer machen, länger dazubleiben. Bei mir sind das vor allem Verlangen wie Fahrrad fahren oder am iPad E-Mails checken. Aber je länger ich dann da bin, desto weniger Verlangen habe ich, desto weniger zerstreut bin ich und desto weniger Ängste und Sorgen habe ich. Ich fühle mich nach einem Ashramaufenthalt freier und ungebunden, ich fühle mich danach seelisch aufgetankt.
Nicht alle Verlangen sollten erfüllt werden, genauso wenig wie nicht auf alle Verlangen verzichtet werden sollte. Entscheidungskraft viveka ist notwendig. Nur solche Verlangen, die zwanghaft oder zur Sucht werden und somit Spannungen und Leid verursachen, sollten eingeschränkt werden. Alle anderen Verlangen sollten genutzt werden, um ein bewusst gesetztes Ziel schneller zu erreichen. Glücklicher und zufriedener werden wir nicht beim Erfüllen unserer Verlangen, auch wenn das erstmal kurzzeitig den Anschein hat, sondern wenn weniger Verlangen entstehen, indem wir ein Bewusstsein für sie entwickeln , ohne sie zu unterdrücken.